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Sizilien – Gegensätze, die anziehen

Mein erstes Mal, in Sizilien. Oder sagt man doch auf Sizilien? Die größte Insel des Mittelmeers ist schließlich durch die Strasse von Messina vollständig von Kalabrien getrennt und erfüllt damit alle kategorischen Eigenschaften einer Insel. Also „auf“ Sizilien.

Wir landen in Catania. Unser erstes Rendezvous mit der süditalienischen Insel ist also gleich diese umstrittene Stadt. „Googled“ man „ist Catania schön“, lautet die Antwort:

Catania ist weder die bekannteste noch die schönste Stadt Italiens. Aber Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters und Sizilien ist nicht Italien … sagen Sizilianer und Italiener. 

Zugegeben, die ersten Eindrücke sind etwas verstörend. So viel Müll, überall Müll. Selten so schmutzige Straßen entlang gefahren. Unzähliger Unrat, von der Klobrille bis zum alten Autoreifen, säumt die Straßen vom Flughafen zur Stadt. Catania selbst, die schwarze Stadt, bemüht sich, uns freundlicher willkommen zu heißen. Man sieht ihr an, dass sie schon einige Begegnungen mit dem mächtigen Aetna zu überwinden hatte. Wurde sie doch schon einige Male angeraucht, in früheren Zeiten nahezu zerstört, das hinterlässt Spuren. Doch sie wehrt sich. Diese Hafenstadt Catania ist eben eine typische Hafenstadt. Ein wenig unsicher (höchste Kriminalitätsrate Siziliens), bröckelnd, knatternd, teilweise erscheint sie uns düster und bedrohlich abseits der Sightseeing Routen. Doch diese Stadt ist echt, beharrlich und besonders. Die Bewohner Catanias haben ihre Heimatstadt immer wieder aufgebaut, wenn sie vom Aetna unterworfen wurde und sie haben sich dabei auch die Lava zunutze gemacht für den Hausbau und für die Landwirtschaft. Zugegeben, ich sagte sowas wie „wenn es dunkel ist, ist es doch ganz schön hier“, aber das wird dieser aufrecht kämpfenden Stadt nicht gerecht. Wir waren nur eine Nacht Gast und sollten uns daher in etwas mehr Ehrfurcht üben. Fakt ist, dass wir ein sehr leckeres Dinner im Street 54 Catania genießen durften, mit home-made Pasta, freundlichen Empfang und natürlich einer Flasche Etna Rosso.

Catania, non sei adatto a me, ma mi piaci comunque

Unser Sizilien-Tripp führt uns weiter nach Giardini Naxos, einem typischen italienischen Badeort am Fuss von Taormina, dem berühmten Bergdorf Siziliens. Die Frage darf also erlaubt sein: Was hat Giardini zu bieten ausser die Nähe zu Taormina?

Der Name des beliebten Ferienortes lässt es schon erahnen: Giardini Naxos ist griechischen Ursprungs. Im Jahre 734 v. Chr. kamen griechische Seefahrer aus Chalkis im Süden der Bucht an und besetzten den Ort. Unter der Führung von Theokles gründeten sie am Capo Schisò die erste griechische Kolonie Siziliens. Die neue Siedlung erhielt in Anlehnung an die gleichnamige Insel in der südlichen Ägäis den Namen „Naxos“.

Heute ist Giardini Naxos ein typischer Badeort mit weitläufigem Strand und Promenade, vielen touristischen Restaurants und Hotels. Die Hotels abseits der großen Hotelketten sind familiär, funktional und teilweise auch ziemlich in die Jahre gekommen. Der eine findet das „welk“, der andere „charmant“. Um es auf den Punkt zu bekommen: Es gibt nichts besonderes in Giardini Naxos. Ausser vielleicht…

Wir nehmen einen Aperitivo im Hotel Nautilus. Nur ein Glas zum Sonnenuntergang auf der Terrasse. Der Chef dell‘Hotel Philippo spricht kein Englisch, aber das hält ihn nicht davon ab, uns seine Familie inklusive Enkel vorzustellen und uns vom Kauf des Hauses zu berichten. Ach ja, wir sprechen übrigens kein Italienisch, aber man versteht sich irgendwie. Das Parken des Autos übernimmt der Chef natürlich selbst, den Damen hält er galant jede Türe auf und auch sonst wird einem hier schnell bewusst, dass es die Menschen sind, die diesen etwas nostalgischen Ort ausmachen.

Und wenn man schon mal da ist, ist der Tagesausflug nach Taormina natürlich Pflicht. Die weltberühmte Stadt auf dem Berg erlangte nicht nur durch Goethes „Italienische Reise“ ihren Ruhm, doch auch er widmete sich ihrer Schönheit und Ausstrahlung:

Taormina, 7.Mai 1787

Setzt man sich nun dahin, wo ehmals die obersten Zuschauer saßen, so muß man gestehen, daß wohl nie ein Publikum im Theater solche Gegenstände vor sich gehabt. Rechts zur Seite auf höheren Felsen erheben sich Kastelle, weiter unten liegt die Stadt, und obschon diese Baulichkeiten aus neueren Zeiten sind, so standen doch vor alters wohl eben dergleichen auf derselben Stelle. Nun sieht man an dem ganzen langen Gebirgsrücken des Ätna hin, links das Meerufer bis nach Catania, ja Syrakus; dann schließt der ungeheure, dampfende Feuerberg das weite, breite Bild, aber nicht schrecklich, denn die mildernde Atmosphäre zeigt ihn entfernter und sanfter, als er ist.

Man stellt sich vor, dass Goethe wohl einen ruhigen, besinnlichen Moment genossen hatte zu dem er diese Zeilen verfasste, hier in Taormina. Den sucht man heute eher vergebens. Täglich strömen Touristen aus aller Welt in die Stadt, in das antike Theater, die steilen Gassen und Treppen hinauf. Wer Ruhe sucht, ist hier gewiss falsch. Egal, ob Haupt- oder Nebensaison, Taormina ist immer voll, immer geschäftig.

Das bekannte Teatro Antico di Taormina entstand bereits im 3. Jahrhundert vor Christus und wurde von den Griechen angelegt. Später wurde es von den Römern angepasst, um zu einem Schauplatz für Gladiatorenkämpfe zu werden. Das Amphitheater kann bis zu 5.000 Zuschauer unterbringen und hat heute den stolzen Besichtigungspreis von 12Euro, den jedoch viele Besucher für den perfekten Fotospot bereit sind zu investieren. Wir investierten die 12Euro stattdessen in eine Pizza Prosciutto in der Pizzaria La Napoletana. Etwas abseits der überfüllten Touristenstrasse, findet man dieses sehr einfache Lokal mit hübscher Terrasse. Im Radio laufen italienische Klassiker. Es ist wirklich sehr einfach gehalten. Einfach genial.

Die nächste Station unserer ersten Sizilienreise führt uns ans Ziel, ins ADLER Sicilia Resort.

Slow down mit nachhaltigem Luxus

Spulen wir fast zehn Jahre zurück, da hörten wir das erste Mal von der Hotel-Familie Sanoner, dass ein neues, besonders Projekt in Sizilien geplant sei. Seither fragten wir immer mal wieder bei der PR- und Marketingabteilung an, wann denn das neue ADLER-Haus fertig sei und wurden vertröstet, dass es noch eine Weile dauern würde. Der Grund dafür ist, das ADLER Resort Sicilia befindet sich mitten im Naturschutzgebiet von Torre Salsa, eine vom WWF geschützten Umgebung. Eine unberührte Naturoase. An den ca. 6km wilden Stränden dort legt die Wasserschildkröte Carretta Carretta ihre Eier ab und auch weil das Gebiet auf der Strecke der Zugvögel liegt, wurde das ADLER Resort einstöckig gebaut sowie in die Natur eingefügt. Jedes Dach ist begrünt, damit die Vögel nicht irritiert werden. Glas und Zedernholz sind die dominanten Elemente der Anlage, die 90 zauberhafte Suiten beheimatet. Es leben auch Füchse dort, weshalb uns bereits beim Check-In nachdrücklich empfohlen wurde, nachts die Terrassentüren zu schließen. Es ist wohl schon vorgekommen, dass Gäste in der Morgendämmerung neben den roten Raubtieren im Bett wach geworden sind.

Was es sonst noch über das Resort zu sagen gibt? Es ist ein Traum. Charmant, natürlich, geschmackvoll. Wer hier übernachtet, wird glücklich und erholt abreisen. Naja, vielleicht wird man ein paar Kilo mehr auf den Hüften haben, weil die (Süss)Speisen beim Dinner unwiderstehlich sind. Dagegen kann man jedoch täglich an den geführten eBike-Touren teilnehmen, um der Genuss-bedingten Gewichtszunahme entgegenzuwirken und die tolle Umgebung von Agrigent und Marina di Siculiana zu erkunden.

Sizilien, ein abwechslungsreiches, schönes Fleckchen Erde mit vielen Widersprüchen von Naturverbundenheit bis zur Naturverachtung. Sizilien, die etwas andere italienische Insel, wo man zwischen Orangen und Olivenbäumen, wilden Kräutern und Pistazienbäumen fantastisch essen und Etna Rosso genießen kann. Sizilien, ein Ort, den man öfter besuchen sollte.

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